Forschungsprojekt „Zwischen professioneller Autonomie und staatlicher Inanspruchnahme: Eine Genealogie des Verhältnisses von Demokratie, Regieren und politischer Bildung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“

Abstract

Das Projekt hat zum Ziel, die wiederkehrenden staatlichen Anrufungen und Inanspruchnahmen von politischer Bildung zum Zwecke der Realisierung politischer Ziele sowie die Reaktionsweisen und Erwiderungen des Feldes der politischen Bildung als andauernden Konflikt um Demokratie zu analysieren. Das Projekt geht von der Annahme aus, dass „Staat“ und „politische Bildung“ in einem konfliktiven Abhängigkeitsverhältnis stehen: einerseits benötigen sie sich gegenseitig, andererseits bilden sie unterschiedliche Verständnisse davon aus, was „politische Bildung in der und für die Demokratie“ bedeutet. Dieses grundlegende Spannungsverhältnis, so die leitende These, tritt in unterschiedlichen soziohistorischen Konstellationen auf je spezifische Weise zutage und wird (unter Rekurs auf vergangene Konflikte) auf je spezifische Weise ausgehandelt. Um diese Dynamiken und Verläufe rekonstruieren zu können, folgt das Projekt einer genealogischen Perspektive, mit der manifeste Kontroversen zwischen Staat und politischer Bildung als Ausdruck eines unterschwelligen und zeitlich andauernden Grundkonflikts, nämlich um die Bedeutung sowohl von „Demokratie“ als auch von „politischer Bildung“, in den Blick genommen werden können. Empirisch werden exemplarische Konflikte aus drei Phasen der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte – den ersten zwei Nachkriegsjahrzehnten, der Phase während der sozialliberalen Koalition sowie der Zeit seit der Wiedervereinigung – auf Basis einer rekonstruktiv-interpretativen Methodologie analysiert und zu Varianten von Konfliktkonstellationen abstrahiert. Auf der Grundlage der historisch-empirischen Analysen wird schließlich zum einen eine (an Foucault ausgerichtete) Konzeption von Regieren mit Bildung entwickelt und zum anderen auf die Autonomie politischer Bildung reflektiert, womit originäre Beiträge sowohl zur Politischen Theorie als auch zur Didaktik der politischen Bildung geleistet werden sollen.

Teammitglieder

Tabelle

Hannah Klein (Universität Heidelberg)
Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Publikationen

  • Pelzel, S. (2026, i.E.). Die grausame Zukunft der politischen Bildung. Vergegenwärtigungen des Zukunfts-Dispositivs zwischen Anrufungen und Entgegnungen in der Geschichte der BRD. In S. Schmitt & K. Korn (Hrsg.), Zukunft (in) der politischen Bildung. Wochenschau Verlag.
  • Barbehön, M. & Wohnig, A. (2022). Politische Bildung in der und für die Demokratie: Über das Verhältnis von staatlichem Regieren und politischem Bilden. Aus Politik und Zeitgeschichte, 72(48), 11–16.
  • Barbehön, M. & Wohnig, A. (2021). (Politische) Bildung als Verhinderung: Zu den Verkürzungen eines präventiven Zukunftsbezug. Jahrbuch für Pädagogik, 2021, 170–181.

Funding & Laufzeit

  • Deutsche Forschungsgemeinschaft
  • Projektlaufzeit: 04/2024 – 03/2027